Über mich.
Aufgewachsen bin ich in einer Dorfschmiede am Bodensee. Bis heute bin ich keine gute Schwimmerin – ich brauche festen Boden unter den Füssen –, doch das Schmieden bringt meine Fähigkeiten auf den Punkt: Sorgfältiges Handwerk und kreativer Geist. Kraftanstrengung und Schwung. Transformation von Beständigem in neue Formen. Hier liegen meine Stärken.
Vom Berufswunsch zur promovierten Theologin
Mit 13 Jahren entschloss ich mich, Pfarrerin zu werden. Bereits damals bedeutete mir die reformierte Kirche Heimat, die zur Mitgestaltung herausfordert. Die frühe Berufswahl zog ich nie in Zweifel. Sie bildet die Konstante meiner Lebensbahn, prägt mich und gibt mir das Gefühl zu wissen, wo ich hingehöre. Die Selbstverständlichkeit meiner Berufsidentität öffnete mir in jungen Jahren Raum, mich breit zu interessieren. In der Kantonsschule faszinierten mich die MINT-Fächer. Während meines Theologiestudiums frass ich unter dem Zaun durch und besuchte Vorlesungen der Literaturwissenschaft. In Paris konnte ich diese Leidenschaft bei (Post-)Strukturalist:innen wie Julia Kristeva, Claude Bremond und Jacques Derrida vertiefen und machte sie später fruchtbar für die Auslegung des Neuen Testaments. Meine Dissertation zum Johannesevangelium erhielt den Jahrespreis der Universität Zürich.
Erfüllung im Pfarramt
Doch das Pfarramt lockte mich in die praktische Gemeindearbeit. Das Lernvikariat hatte ich im Zürcher Weinland (Benken) absolviert, meine Traumstelle fand ich 5 Jahre später in Zürich Schwamendingen, in einem Gartenstadt-Quartier, das geprägt ist von alten bäuerlichen und handwerklichen Vereinen und gleichzeitig eine städtische Multikulturalität lebt. Dieses Nebeneinander liebe ich.
2008 wählte mich das Pfarrkapitel der Stadt Zürich zu seiner Vizedekanin. Ein Amt, in dem ich Standortgespräche führte, Erfahrungen in Konfliktmanagement sammelte, Einblick in unterschiedliche Gemeindekulturen erhielt und Installationsfeiern von Pfarrpersonen zelebrierte.
2013 übernahm ich die Projektleitung der Pfarrkonferenzen 2014/2015 der Landeskirche, die nach einem breiten partizipativen Prozess in ein von den Pfarrkapiteln konsolidiertes Ergebnis führten und so Anstoss boten für mehrere Änderungen der Kirchenordnung.
Politisches Engagement
Im Sozialen engagiert und umgetrieben von Gerechtigkeitsfragen, trat ich 1999 der Sozialdemokratischen Partei bei und kandidierte 2006 erfolgreich für den Zürcher Gemeinderat. In der Geschäftsprüfungskommission war ich an mehreren Sonderuntersuchungen beteiligt (Stichwort «Sozialhilfemissbrauch») und leitete die Untersuchung zur Unfallversicherung Stadt Zürich. In der Finanzkommission politisierte ich für eine weitere Amtsperiode und sammelte Kenntnisse über Baurechtsverträge und HR-Prozesse.
2015 wählte mich die Stimmbevölkerung in den Kantonsrat. Dort wurde ich Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (KSSG) und war drei Jahre lang deren Vizepräsidentin. Die Kommissionsmitglieder schätzten meine analytischen und hermeneutischen Fähigkeiten in der Gesetzesberatung. Eine gute Debattierstimmung und die Fähigkeit, mehrheitsfähige Kompromisse zu finden, zeichneten diese Kommission aus. Die breite Politikerfahrung gibt mir ein sicheres Fundament für Verhandlungen und ein Netzwerk weit in alle Parteien hinein.
10 Jahre lang engagierte ich mich im Verein «Neue Wege» und führte die 118 Jahre alte Zeitschrift (die älteste Monatszeitschrift der Schweiz!) als Co-Präsidentin durch einen umfassenden Relaunch-Prozess.
Den Verein «pro mahnmal» gründete ich zusammen mit Sylvie Fee Matter, der Präsidentin des Zürcher Kantonsrats des Amtsjahrs 2023/24. Er fordert ein Mahnmal für die über 80 Frauen, die in Zürich (mehrheitlich nach der Reformation) wegen angeblicher Hexerei verurteilt und ermordet wurden. Auch die Kirche beteiligt sich an der Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels unserer Geschichte.
Amt in der Kirchenleitung
Im Herbst 2015 wählte mich die Synode als Kandidatin der Religiös-sozialen Fraktion in den Kirchenrat, wo ich bis 2023 das Ressort «Kirche und Gesellschaft» betreute. Ich war zuständig für die Seelsorge in öffentlichen Institutionen wie z.B. Spitälern und trieb das Projekt «Grüner Güggel» voran, das sich zum Ziel gesetzt hat, alle Kirchgemeinden davon zu überzeugen, ein Umweltmanagement-Team einzusetzen und vor Ort nachhaltige Massnahmen zugunsten unserer Mitwelt und einer zügigen Reduktion der CO2-Emmissionen zu ergreifen.
Bereits als Kirchenrätin war ich Mitglied des Interreligiösen Runden Tisches und sensibilisiert für die Ökumene und das Miteinander verschiedener Religionsgemeinschaften. Zusammen mit Rita Famos setzte ich mich für das Projekt «Qualitätssicherung der Muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen» (QuaMS) ein und begleitete es durch die ersten Jahre.
2020 ordnete mich die Synode als Synodale in die Evangelische Kirche Schweiz ab. Ein halbes Jahr später übernahm ich die Leitung der Zürcher Delegation.
Nachdem mich die Religiös-soziale Fraktion rsf als Kandidatin fürs Kirchenratspräsidium nominiert hatte, wählte mich die Synode der Reformierten Zürcher Landeskirche am 21. November 2023 mit 100 Stimmen zu ihrer Kirchenratspräsidentin. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Reformierten Zürcher Kirche, dass eine Frau in dieses Amt gewählt wurde.
«Familienidylle» und Freizeitbeschäftigung
Seit bald 30 Jahren wohne ich mit meinem Mann Patrick Müller Straub im Zürcher Stadtquartier Unterstrass. In dieser Zeit sind unsere drei Kinder Jakob, Klara und Marie zur Welt gekommen. Wie es bei uns zuhause aussieht, lässt sich anhand meines Predigtslams nachvollziehen. Es ist auch fünf Jahre später nicht besser geworden…
In meiner Freizeit spiele ich Geige und musiziere im Streichquartett «die Haydinnen», pflege den Garten vor unserem Haus und übe mich mit selbstgezüchtetem Sauerteig im Panettone-Backen.